Verhängnisvolle Sehnsucht

3 Wörter Oktober 2019
Flasche
Reif
Traum

– Halloween-Special –

1

»Süßes oder Saures!«
Die kleine Hexe hielt ihm eine Tüte hin, die randvoll mit Süßigkeiten gefüllt war. Eine Warze zierte ihre Stupsnase und ihr Hut rutschte ihr dauernd ins Gesicht, sodass sie ihn immer wieder zurechtrücken musste.
Frank grinste und legte eine Tafel Schokolade, auf der grinsende Kürbisköpfe abgebildet waren, in die Tüte.
»Huii, hihi!«, rief die Hexe und rannte zu ihrer Mutter, die auf dem Gehweg wartete.
Frank ließ den Blick über die Straße schweifen, auf der vereinzelte Mini-Monster mit ihren Eltern unterwegs waren, und ihn überkam der fast schmerzhafte Wunsch, selbst wieder Kind zu sein, um am Halloweenabend auf Süßigkeitenjagd zu gehen. Früher hatte er die Amerikaner darum beneidet und heute, wo sich das Ritual auch in seiner Stadt eingebürgert hatte, war er zu alt dafür. Wie ungerecht.
Er betrachtete die fast kahlen Bäume, deren Äste in den dunklen Himmel ragten und zur Musik des Windes einen wilden Tanz aufführten. Die Halloweennacht hatte etwas Magisches. Alles wirkte düsterer, die Böen fegten ein wenig stürmischer durch die Baumkronen und ließen bunte Blätter regnen, die Luft schien aufgeladen zu sein und ein besonderer Duft lag über der Stadt – der Grinch nannte ihn, den ›süßsauren Wind‹.
Wenn es eine Nacht gab, in der die Möglichkeit bestand, den Geistern der Verstorbenen zu begegnen, dann Halloween. Und irgendetwas sagte Frank, dass es heute endlich so weit war.
Ich werde dich wiedersehen, dachte er und lächelte.

2

Punkt Mitternacht verließ Frank das Haus. Einen Augenblick verharrte er in völliger Dunkelheit. Er schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Der Wind fegte heulend um die Häuser und wirbelte durch Baumkronen; es roch nach Laub und Regen und – nach Halloween.
Frank öffnete die Augen und schaltete seine Taschenlampe an. Der dünne Strahl flackerte kurz, eher er den Boden kegelförmig erleuchtete.
Wie jedes Halloween seit vier Jahren verließ Frank seine Einfahrt und schlenderte die Alfonsstraße entlang Richtung Friedhof. Schon nach wenigen Schritten überkam ihn das alte mulmige Gefühl, das Prickeln auf der Haut und die Gewissheit, nicht länger allein zu sein.
Sollte sie in der Nähe sein, würde er es spüren. Er würde es einfach wissen, so wie man manchmal Menschen an ihrem Gang erkannte. Und dann würden sie sich unterhalten, so wie sie es früher immer getan hatten; über Gott und die Welt, und zuletzt würde er sie bitten, ihn mit sich zu nehmen. Mit in das Geisterreich, denn hier gab es nichts mehr, das ihn hielt. Dennoch hatte er es in vier Jahren voller Einsamkeit nicht über sich gebracht, selbst einen Weg dorthin zu finden. Er hatte Pläne erstellt und sich verschiedene Szenarien ausgemalt, aber letztlich hatte er nie den Mut aufbringen können. Vielleicht, weil ihm letztlich nur sein Leben geblieben war.
Sie war stets die Stärkere gewesen. Hatte sich um ihn gekümmert, nachdem ihre Eltern gegangen waren. Sie würde sich auch um diesen letzten Schritt kümmern.
Heute Nacht werde ich dich endlich finden, Sabrina.
Während der Wind sein unheimliches Klagelied anstimmte, überlegte Frank, wie er Sabrina antreffen würde. Wäre es die entstellte, haarlose Kreatur, die der Krebs aus ihr gemacht hatte, bevor er sie holte, oder sähe sie aus wie früher: mit großen blauen Augen und wallendem blonden Haar – seine Schwester. Seine liebe Schwester. Oh, wie sehr er sie vermisste.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Frank den Friedhof erreichte. Und dennoch erschien es ihm, als dehnte sich die Zeit aus und als zöge sich die kurvenlose Straße in unnatürliche Länge. Mit jedem Schritt wuchs das mulmige Gefühl in ihm und an jeder Ecke, so wirkte es, wartete das Grauen darauf, hervorzutreten. Verborgen in den Schatten, die das Licht der Taschenlampe nicht erreichte, die knochigen Finger ausgestreckt, um Frank zu packen und ihn der Finsternis zu übergeben.
Doch sobald er die Hand an die Klinke der alten Friedhofspforte gelegt hatte, sie sich quietschend öffnete und den Blick auf die ersten Gräber freigab, verschwand die Angst.
Die meisten Menschen fürchteten sich, wenn sie nachts über den Friedhof gingen, doch nicht Frank. Auf ihn strahlte der Ort etwas Beruhigendes aus. Etwas Tröstliches.
Ohne sich weiter umzusehen, bewegte er sich zielsicher auf eines der Gräber zu, das sich am hinteren Ende befand. Der Strahl der Taschenlampe hüpfte über die einzelnen Denkmäler, die dicht aneinandergereiht waren. Schlichte Steine, in denen nur Namen und Daten eingraviert waren, Steine mit Verzierungen und tröstenden Sprüchen; Jesus am Kreuz genagelt, weinende Engel und … Frank hielt inne. Auf einem der Grabsteine saß ein Kind.
Es konnte kaum älter sein als sieben oder acht. Eine Maske verhinderte zu bestimmen, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte.
Frank ging zu ihm und das mulmige Gefühl kehrte zurück. Wer ließ sein Kind um diese Zeit alleine auf dem Friedhof zurück? Konnte es sich um eine Falle handeln, in der Schläger hinter dem nächsten Grabstein lauerten und mit gefletschten Zähnen darauf warteten, ihn zu überfallen? Er hatte schon von ähnlichen Vorfällen gehört.
Das Kind war völlig ruhig. Es hatte die Beine übereinandergeschlagen und rührte sich nicht. Die Maske zeigte das Gesicht eines Wahnsinnigen mit zerzausten Haaren, weit aufgerissenen Augen und einem so breiten Grinsen, das es einem stummen Schrei glich.
Frank hatte nie eine ähnliche Maske gesehen. Sie bereitete ihm Gänsehaut.
»Hey«, sagte er und beugte sich leicht hinunter. »Hast du dich verlaufen?«
Das Kind reagierte nicht.
»Wo sind deine Eltern?«
Er wartete. Nichts.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«
Verstohlen sah Frank sich um und der Strahl der Taschenlampe wanderte langsam von links nach rechts. Gräber über Gräber. Sie waren allein. Was machte man in solch einem Fall? Sollte er die Polizei rufen?
»Hör mal«, begann Frank, während er sich um die eigene Achse drehte. »Wenn du die Maske abnimmst, erkenne ich dich vielleicht und dann kann ich dir helfen deine …«
Das Kind stand jetzt direkt vor ihm und sah zu ihm auf. Das irre Grinsen der Maske jagte einen Blitz durch Franks Körper, der ihn kurz in Gummi verwandelte und für einen grässlichen Augenblick glaubte er, die Maske wäre tatsächlich das Gesicht des Kindes.
Er wich zurück und unterdrückte einen Fluch, um sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen. »Zeig mir einfach, wo du wohnst, und ich bringe dich dorthin, in Ordnung?«
Wieder reagierte es nicht, starrte Frank nur an. Da griff es hinter sich und holte eine Flasche hervor.
Frank betrachtete sie eine Weile mit erhobenen Augenbrauen. Sie war vollständig geleert und dem Dreck zufolge, hatte sie schon eine ganze Weile auf dem Boden gelegen.
»Ich habe keinen Durst«, scherzte er.
Das Kind hielt ihm weiter die Flasche hin.
»Also gut.« Frank nahm sie und prostete ihm zu. »Danke sehr.«
Ein Ruck ging durch seinen Körper. Fast wie einer dieser Momente, in denen man kurz davor ist einzuschlafen und für einen Augenblick sicher ist, zu fallen. Zurück blieb eine Art Nachschwingen in ihm, das dann langsam verebbte. Frank kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Mein Gott, ich bin wohl müder als gedacht.«
Schritte entfernten sich.
Er öffnete die Augen und sah sich hektisch um. Das Kind mit der unheimlichen Maske war verschwunden.
»Na wunderbar«, nuschele er. »Ich sollte ihn wohl suchen, bevor ihm was passiert. Oder ihr.«
Sehnsüchtig ließ Frank den Blick über die Gräber schweifen. Wir müssen uns wohl doch ein weiteres Jahr gedulden, Sabrina. Er seufzte, stellte die Flasche auf dem nächsten Grabstein ab und machte sich auf die Suche.

3

Nach etwa einer Stunde gab er auf. Es war nahezu unmöglich, ein kleines Kind mitten in der Nacht zu finden. Vielleicht war es längst zuhause? Im schlimmsten Fall hatte es jemand entführt. Frank hoffte, dass das letzte Szenario nicht eingetroffen war. In seiner Stadt gingen häufiger Menschen verloren.
Er warf einen Blick auf die Uhr seines Handys. Schon nach eins! Es war sicher besser, die Polizei zu verständigen. Aber was sollte er sagen? Ein Kind mit einer grässlichen Maske irrt hier irgendwo herum? Ob es ein Junge ist, fragen Sie? Keine Ahnung, Herr Wachtmeister. Nein, leider kann ich die Kleidung nicht beschreiben, nur diese abartige Maske, von der ich sicher noch in zehn Jahren Albträume haben werde, falls das Kind sie nicht schon längst in den Graben geworfen hat.
Er seufzte. Zeit, zurück zum Friedhof zu gehen. Vielleicht gab es ja doch noch eine Chance, auf seine Schwester zu treffen.
Auf dem Weg dorthin versuchte Frank sich an die Kleidung des Kindes zu erinnern. Seltsamerweise fiel ihm kein einziges Detail ein. Hatte es eine Hose getragen? Ein Kleid? Wie hatte die Jacke ausgesehen? Und die Schuhe? Er wusste es nicht mehr. Frank rieb sich die Stirn.

4

Gegen drei Uhr saß Frank auf einem der Gräber und hatte die Sorge um das entlaufende Kind in den hintersten Winkel seines Verstandes verbannt. Er hatte den Entschluss gefasst, sich für den Rest der Nacht auf Sabrina zu konzentrieren und sich am Tag um den Jungen oder das Mädchen zu kümmern.
Ruhe füllte Frank aus, er saß in völliger Dunkelheit da und lauschte. Die Taschenlampe hatte er in seine Jackentasche verstaut; die Augen geschlossen und die Nase ein wenig erhoben, um jeden Duft und jedes Geräusch aufzunehmen. Ab und zu hörte er ein Flattern – Fledermäuse – und eben hatte ein Uhu gerufen.
Frank zitterte leicht, während der Wind ihn umkreiste und einen Weg durch seine Klamotten suchte. Es war nun viel kälter und er sehnte sich nach einem heißen Tee. Doch er würde nicht von hier weggehen, ehe er Sabina nicht erspähte oder ihre Stimme hörte, die sanft seinen Namen rief.
Oder ehe die Sonne aufging.
Beim letzten Gedanken zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Er war sich so sicher gewesen, Sabrina in genau dieser Halloweennacht anzutreffen, doch mit jeder Minute die verstrich, schlichen sich leise Zweifel ein. Was, wenn alles nur ein Wunschtraum war und Geister doch nicht existierten?
Frank hatte sich schon viele Sendungen über paranormale Phänomene angesehen und jedes Mal eine Gänsehaut bekommen, wenn es um Geister gegangen war. Ein Kribbeln in seiner Magengegend wie bei einer Achterbahnfahrt hatte sich dazu gemischt und er hatte einfach gewusst, dass er früher oder später einem Geist begegnen würde. Dass er nun auf die Erscheinung von Sabrina wartete, hatte er zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht vermutet. Sie war ihm immer unsterblich vorgekommen. Selbst nachdem ihr Krebs diagnostiziert worden war, war sie nicht ins Wanken geraten. Sie war stark geblieben. Immer.
Ob sie nun mit ihren Eltern vereint war? Was für ein wundervoller Gedanke. Nimm mich mit, Sabrina. Bitte, nimm mich mit.
Jemand berührte seinen Arm. Frank sprang auf und kramte ungeschickt in seiner Jackentasche nach der Taschenlampe. Das war kein Geist gewesen, einen Geist hätte er gesehen, da er leuchtete. Im Fernsehen leuchteten sie immer. Frank schaltete die Lampe ein und der Strahl durchschnitt die Dunkelheit.
Niemand da.
Seltsam. Noch jetzt spürte Frank die Berührung wie eine Art physisches Echo.
»Sabrina?«, rief er und seine Stimme hallte von unsichtbaren Wänden wider.
Keine Antwort.
Er fühlte sich gar nicht mehr wohl. Die Ruhe, die ihn eben noch erfüllt hatte, war einem unangenehmen Ziehen gewichen.
Frank drehte sich nach links und hielt bei einem schlichten Grabstein inne. Er verengte die Augenbrauen und betrachtete die Flasche, die darauf stand. Das war nicht der Stein, auf der er sie abgestellt hatte.
Frank ließ den Strahl der Taschenlampe abermals über den Friedhof wandern. War das Kind noch immer hier? Vielleicht hatte es sich einen Scherz erlaubt und ihn am Arm berührt. Vielleicht …
»Moin.«
Frank wirbelte herum. Fast hätte er die Taschenlampe fallen gelassen, es gelang ihm aber irgendwie, sie in der Luft zu fangen.
»Entschuldigung«, sagte die Stimme aus der Dunkelheit. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
Frank richtete die Taschenlampe auf den Neuankömmling. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters mit großer Hornbrille und markantem Kinn. Er trug einen Anzug, der ein wenig abgenutzt wirkte.
Vorsichtig wich Frank zurück. »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«
Der Mann mit der Hornbrille zeigte ein schiefes Grinsen. »Das Gleiche könnte ich Sie fragen. Ganz allein auf dem Friedhof zu dieser gottverlassenen Zeit. Mein Name ist Konrad Finke. Ich komme ebenfalls von hier.«
»Ich kenne Sie nicht.«
»Oh, nein, natürlich nicht. Es ist schon eine Weile her, als ich hier in der Gegend gewohnt habe.«
»Wie kommt es, dass ich nie von Ihnen gehört habe. Ich wohne hier schon seit meiner Kindheit.«
»Das war vor Ihrer Zeit.«
Frank musterte ihn skeptisch. Der Kerl sah nicht deutlich älter aus als er. Maximal ein paar Jahre. »Was wollen Sie?«
Konrad sah sich verstohlen um, dann neigte er sich leicht vor. »Sie haben es gesehen, nicht wahr?«
»Es gesehen?«
»Die Kreatur.« Er flüsterte nun. »Den Pfandleiher.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Herr … Finke? Finke, stimmt doch? Es tut mir leid, aber Sie müssen mich entschuldigen.« Frank wandte sich ab. Es reichte ihm. Für diese Nacht hatte er genug seltsame Gestalten gesehen. Auch wenn es wehtat, er würde Sabrina dieses Halloween nicht mehr antreffen.
»Haben Sie es angenommen?«, rief Konrad ihm hinterher.
Frank antwortete nicht und lief einfach weiter.
»Natürlich haben Sie das, sonst wären Sie nicht hier«, fuhr Konrad fort. »Ich vergas. Es tut mir sehr leid für Sie, Frank.«
Frank blieb stehen und drehte sich zu Konrad um. »Woher kennen Sie meinen Namen? Was angenommen? Was tut Ihnen leid?«
»Es trug eine Maske, oder?«
Ein schwerer Stein schien sich mit einem Mal in Franks Magen gelegt zu haben und drückte ihn hinunter. »Wie bitte?«
»Die Maske. Diese grässliche Maske. Sie wirkt so echt. So als wäre sie tatsächlich sein Gesicht.«
Frank erschauerte. »Ich gehe jetzt.«
»Es wird sie besuchen, Frank!«
Frank versuchte, die Rufe auszublenden, und musste sich beherrschen nicht loszurennen.
»Hören Sie, Frank? Es wird nicht aufhören. Es …«
Endlich gelangte er außer Hörweite und bemerkte, dass er die Luft angehalten hatte. Er nahm einen tiefen Atemzug und atmete geräuschvoll aus, ohne langsamer zu werden. Das Letzte was er wollte, war auf noch mehr Verrückte zu treffen.

5

Um 03:22 Uhr saß Frank in der Küche und nippte an einer Tasse Pfefferminztee. Angewidert verzog er das Gesicht – die Brühe schmeckte nach nichts.
Er fühlte sich kein bisschen müde und versuchte daher gar nicht erst, schlafen zu gehen. Die Erlebnisse der letzten Stunden ließen ihm keine Ruhe.
Die grässliche Maske. Sie wirkt so echt. So als wäre sie tatsächlich sein Gesicht.
Frank erschauerte.
Woher wusste dieser Verrückte von dem Kind? War er ein Spanner? Ein Perverser, der sie beide beobachtet hatte? Möglicherweise hatte er ein Nachtsichtgerät mit sich getragen.
Vergiss den Irren, ermahnte er sich und schielte zur Uhr.
3:23 Uhr.
Ob er doch nochmal nach dem Kind Ausschau halten sollte?
Die Küchentür öffnete sich knarrend.
Frank hielt mit der Tasse an den Lippen inne. Er starrte in den etwa handbreiten Spalt, der sich aufgetan hatte und den Blick auf völlige Finsternis freigab.
Er wird Sie besuchen, Frank.
»Verfluchte Scheiße!«, schrie er, als heißer Tee auf seine Hand traf. Frank stellte die Tasse ab – er hatte nicht bemerkt, dass er sie vor Nervosität immer schräger gehalten hatte – und schüttelte das Handgelenk. Dann blickte er noch einmal verstohlen zur geöffneten Tür, ehe er sich zur Küchenzeile reckte und ein Stück Küchenrolle abriss. Immer wieder zog der finstere Spalt seine Aufmerksamkeit auf sich, während er Hand und Tisch trocknete.
Nichts passierte.
Hören Sie, Frank? Es wird nicht aufhören.
»Es ist ein altes Haus«, sagte er zu sich selbst. Normalerweise beruhigte es ihn Selbstgespräche zu führen, wenn er einsam war oder sich an Halloween auf dem Friedhof fürchtete. Doch nicht heute. Heute erschien ihm seine Stimme eine Spur zu schrill.
Frank setzte sich wieder und griff nach dem Tee. Da sah er etwas im Flur vorbeihuschen.
Die Tasse fiel ihm aus der Hand und landete scheppernd auf dem Tisch. Grünlicher Tee breitete sich aus wie die Blutlache eines Außerirdischen. Frank kümmerte sich nicht weiter darum. Was er da eben gesehen hatte, beschleunigte seinen Herzschlag und verwandelte den Rest seines Körpers in eine taube Hülle.
»Sabrina«, hauchte er. Es gelang ihm nicht, die Stimme anzuheben. Wie in Trance erhob er sich und ging zur Tür. Die Gestalt hatte wie ein Geist ausgesehen. Eine Frau in Weiß, von einer leuchtenden Aura umgeben. Sie war so schnell vorbeigehuscht, dass es Frank unmöglich gewesen war, ihr Gesicht zu erkennen. Doch er war sich sicher: Sabrina wandelte durch sein Haus.
Er riss die Tür auf und trat in den Flur. Am anderen Ende erhaschte er gerade noch einen Blick auf einen Zipfel des Kleides, ehe der Geist vollständig verschwand. Sabrina war einfach durch die geschlossene Haustür geschwebt.
Durch das Ornamentglas wippten die Äste der Bäume im Wind wie tanzende Dämonen. Ein leichter Glimmer erhellte die Nacht. Sabrina musste noch dort sein.
Frank sprintete durch den dunklen Flur. Vor der Tür verharrte er einen Augenblick, um durchzuatmen. Sein Herz schlug so schnell, dass ihm schwindelig wurde. Mit zittrigen Fingern ergriff er den Knauf, zählte im Geiste bis drei und öffnete die Haustür.
Dunkelheit starrte ihm entgegen. Kein Glimmen mehr.
»Sabrina?«
Nichts.
Frank tat einen Schritt vor und sofort explodierten Blitze vor seinen Augen, sodass er sich abwenden musste. Nachdem er sich an die Helligkeit der Außenwandleuchte gewöhnt hatte, überschaute er, wie schon am frühen Halloweenabend, die Straße. Sie wirkte wie leergefegt. Von Sabrina fehlte jede Spur.
»Sabrina, bist du hier irgendwo?«
Das Licht erlosch und Frank fühlte sich mit einem Mal verloren und innerlich so leer wie die Straße. Er schlang die Arme um den Körper, wodurch das Licht abermals erstrahlte.
Da flüsterte jemand seinen Namen.
Frank wirbelte herum. Der Geist schwebte am anderen Ende des Flurs und hatte ihm den Rücken zugewandt. Er verharrte regungslos und waberte nur leicht.
Frank öffnete den Mund. Seine Zunge blieb am Gaumen kleben. Statt den Namen seiner Schwester zu sagen, entwich ein krächzender Laut seiner Kehle. Er schluckte schwer und bewegte sich langsam auf Sabrina zu. Sie war es – ganz sicher. Ihr langes, blondes Haar, das immer wirkte wie aus einer Shampoowerbung. So wie es ausgesehen hatte, bevor es ihr büschelweise ausgefallen war. Sie war es!
Und warum zitterte er dann so? Warum zogen sich seine Eingeweide alarmierend zusammen, so als versuchten sie, ihn zu warnen?
So lange hatte er auf genau diesen Moment gewartet. Vier schreckliche Jahre voller Einsamkeit und dem nie enden wollenden Gefühl, auf einem Seil über einer Klippe zu balancieren, an dessen Ende entweder der Wahnsinn wartete, oder der Tod. Er hatte sie alle verloren. Erst seine Eltern, dann dank seiner aus Trauer resultierenden Selbstisolierung alle Freunde und zuletzt Sabrina. Er wollte sie wiederhaben. Bei Gott, sie muss es einfach sein!
Frank war ihr nun sehr nahe. Ein kalter Lufthauch ging von ihr aus, wodurch sich ihm die Härchen auf den Armen und im Nacken aufstellten. Er streckte die Hand aus, um sie an der Schulter zu berühren. Draußen stieg der Wind zu einem Kreischen an. Frank zuckte zusammen, hielt einen Moment inne, dann schwebten seine Finger über der Schulter des Geistes.
Mit einer fließenden Bewegung drehte sie sich zu ihm um. Frank schrie auf und taumelte zurück. Das ist nicht Sabrina! Das ist nicht Sabrina!, kreischte sein Verstand. Der Geist starrte ihn an. Das Gesicht war das eines Wahnsinnigen, mit weit aufgerissenen Augen und einem so breiten Grinsen, dass es wie ein stummer Schrei aussah. Es ist das Kind! Ein Dämon! Es ist ein Dämon!
(Es wird Sie besuchen.)
(Hören Sie, Frank? Es wird nicht aufhören.)
Frank stolperte über seine eigenen Füße und stürzte zu Boden. Dabei schlug er sich den Hinterkopf an der Wand an und zum zweiten Mal in dieser Nacht explodierte ein Blitz vor seinen Augen. Er blinzelte mehrmals und rieb sich den Hinterkopf. Seine Sicht wurde klar und – die Kreatur war verschwunden.

6

Frank wusste nicht, wie lange er auf dem Boden kauerte und darauf wartete, dass sich sein Herzschlag normalisierte. Als es ihm endlich gelang aufzustehen, dämmerte es bereits.
Die restliche Nacht über hatte es keine Erscheinungen mehr gegeben. Doch die Geräusche des Hauses hatten sich zu einer unheimlichen Symphonie vereint, die Frank paralysierte. Immer wieder knarrten Türen, öffneten sich auf wundersame Weise. Schritte stapften durchs Haus. Wispern schwebte durch die Flure.
Noch nie war Frank so froh gewesen, dass die Halloweennacht endlich ihr Ende gefunden hatte. Er brauchte dringend frische Luft und kramte sein Handy aus der Hosentasche.
Entsetzt stellte er fest, dass es schon fast 8 Uhr war.
Die letzten Stunden waren ihm vorgekommen wie ein Traum. Ein schrecklicher Albtraum, um genau zu sein.
Er nahm seine Jacke vom Kleiderhaken und torkelte zur Haustür. Beißend kalte Luft schlug ihm entgegen, als er sie öffnete und er fröstelte.
Dieses Mal erstreckte sich die Straße nicht vollkommen leer vor ihm. Auf der gegenüberliegenden Seite schlenderte Bernd Heise, den alle nur ›Heise‹ nannten, über den Asphalt. Neben ihm hüpfte sein Sohn Michael, der probierte dem Laub beim Gehen auszuweichen, so als handelte es sich dabei um giftige Klapperschlangen. In der Hand hielt Heise eine Hundeleine locker umfasst, an dessen Ende sein Cockerspaniel Luis immer wieder von links nach rechts und wieder nach links flitzte; die Nase auf den Boden gepresst, um ja alle Gerüche aufzunehmen.
»Guten Morgen!«, rief Frank.
Bis auf Luis, der nur kurz den Kopf anhob, reagierte niemand. Frank schnaufte. In der Regel war Heise ein netter Nachbar, litt jedoch nicht selten unter Morgengrummeligkeit. Sicher war er lange wach geblieben und hatte vor wenigen Minuten eine Diskussion mit seiner Frau geführt, wer von beiden den Pflichten nachkommen würde, mit Sohn und Hund spazieren zu gehen.
Frank schmunzelte.
Sollten diese Debatten häufiger vorkommen, verlor Heise sie in 95% der Fälle.
Die Schrecken der letzten Nacht wanderten immer mehr in den Hintergrund und verblassten bereits. Frank schlenderte über die Straße, hob grüßend die Hand und probierte es erneut: »Moin!«
Michael hörte auf, dem Laub auszuweichen und grinste ihn an. »Hallo.«
Heise hob eine Augenbraue, sagte aber nichts.
»So schlimm also, hm?«, fuhr Frank fort. »Meine Nacht war auch nicht so prickelnd.«
»Was heißt pickelnd, Papa?«, fragte Michael und schaute zu Heise auf. Dabei musste er den Kopf weit in den Nacken legen.
»Pickelnd?«
»Ja, was heißt das, Papa? Was?«
Frank schürzte die Lippen und verdrehte die Augen. Er hatte wenig Ahnung von Kindern. Wie erklärte man Vierjährigen Wörter, die sie nicht verstanden? »Ich meinte damit eigentlich nur, dass ich keine schöne Nacht hatte«, sagte er schließlich.
»Oh«, murmelte Michael und hüpfte schon wieder über das nächste Ahornblatt.
»Was möchtest du?«, fragte Heise.
»Nichts«, sagte Frank. »Du weißt doch, an Halloween denke ich immer viel an meine Schwester. Ich dachte, ich hätte …, lassen wir das. Wie geht es Frau und Haus?«
Heise antwortete nicht.
Frank biss sich von innen auf die Lippen. Er hasste Smalltalk und er war gar nicht gut darin. Sabrina hatte ihn zwar von seiner sich anbahnenden Sozialphobie befreien können, aber unwohl fühlte er sich weiterhin. Warum war er überhaupt auf Heise zugegangen? Sowas tat er normalerweise nicht. Frank drehte sich zum Haus um und glaubte kurz, das Kind mit der abscheulichen Maske im Türrahmen zu sehen, doch als er blinzelte, verschwand die Erscheinung. Ich möchte heute nicht allein sein.
Michael verschätzte sich und trat auf eines der Blätter, dabei verzog er das Gesicht wie jemand, der gerade auf eine Tretmine getreten war. Doch er erholte sich schnell von dem Schrecken. »Ich hab gestern ganz viele Süßigkeiten gesammelt. Schokolade und Lollis und sogar einen Adventskalender, dabei dauert das noch ganz, ganz lange bis das Christkind kommt. Ein Apfel war sogar dabei, der richtig reif war, aber ich mag keine Apfeln, die sind so hart.«
Frank grinste und wollte gerade etwas erwidern, als Heise das Wort ergriff: »Mit wem sprichst du da?«
Irritiert sah Frank den Mann an.
»Mit dem Onkel, Papi«, sagte Michael.
»Welchem Onkel? Schläfst du noch halb, Zwergi?«
»Nein, Papa. Der da.« Michael zeigte auf Frank und als Heise in seine Richtung sah, schien sein Blick einfach durch ihn hindurchzugehen.
Mit einem Mal wurde ihm schwindelig. Frank wich zurück, ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Was ging hier nur vor sich?
»Ich träume noch immer«, flüsterte er. »So muss es sein, ich träume.« Ziellos ließ er den Blick wandern und entdeckte den Verrückten vom Friedhof an einem Lattenzaun stehen. Wie in Trance lief Frank zu ihm.
»Tschüss, Onkel!«, rief Michael ihm hinterher.
»Sprich nicht vor deiner Mutter mit unsichtbaren Männern, die lässt dich sonst einweisen«, hörte er Heise sagen. »Und sich gleich mit.«
Der Junge erwiderte etwas, doch Frank hatte sich schon zu weit von ihnen entfernt.
Konrad lächelte dünn. Er sah schrecklich müde aus. Als hätte er wochenlang nicht geschlafen. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und das Gesicht war blass und eingefallen.
»Man gewöhnt sich dran«, sagte er.
Frank erwiderte nichts. Sein Mund fühlte sich schon wieder völlig ausgetrocknet an.
»Am Anfang ist es ganz schön unheimlich, aber irgendwann wird es besser. Das verspreche ich Ihnen.« Er wartete kurz. »Sie haben ihn gesehen, stimmt’s? In der Halloweennacht passiert das häufiger. Er ist nun ein Teil von Ihnen und wird immer mal wieder erscheinen. Aber nicht so häufig wie an Halloween.«
Endlich gelang es Frank, zu sprechen. »Wovon reden Sie? Ich verstehe das alles nicht. Was ist mit mir passiert?«
»Sie haben sein Pfand akzeptiert.«
»Pfand?«
»Der Pfandleiher überlässt dem Menschen, der ihm begegnet etwas. Mal sind es wertvolle Dinge wie Diamanten, mal ist es Müll.«
»Die Flasche …«
»Man darf niemals etwas von ihm annehmen. Andernfalls ist man verdammt.«
Frank schluckte schwer. »Was bedeutet das?«
Der Mann senkte den Blick. »Es tut mir sehr leid.«
Angst verwandelte sich in Zorn. Am liebsten hätte Frank den Kerl gepackt und ihn geschüttelt. »Hören Sie, …«
»Sie sind tot.«
Alle Wut verpuffte innerhalb eines Augenblicks, hinterließ nichts als Kälte. Frank fuhr sich mit zittrigen Fingern über die Lippen.
»Wer etwas von dem Dämon annimmt, stirbt auf der Stelle«, fuhr Konrad fort. » Sie werden etwas gespürt haben. Einen Ruck oder ein Ziehen.«
Frank erinnerte sich genau an das seltsame Gefühl, dass ihn zum Straucheln gebracht hatte, nachdem er die Flasche in die Hand genommen hatte. »Ich kann nicht tot sein.«
»Es tut mir leid«, wiederholte Konrad.
»Das ist nicht wahr!«, schrie Frank. »Ich bin nicht tot! Ich leuchte nicht, verstanden? Ich leuchte nicht!«
Ein Ausdruck von Verwirrung huschte über Konrads Gesicht, dann verwandelte es sich wieder in das müde lächeln. »Es ist, wie es ist. Niemand kann Sie sehen, mit Ausnahme der Kinder.«
Michael.
»Und Tiere scheinen unsere Präsenz ebenfalls wahrzunehmen.«
Der Moment, in dem Luis kurz den Kopf gehoben hatte, blitzte vor Franks inneren Augen auf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber direkt wieder.
»Ich glaube, es liegt an dem guten Gespür der Tiere und an der Fantasie der Kinder. Denn wenn Kinder mit unsichtbaren Freunden sprechen, unterhalten sie sich in Wirklichkeit mit den Toten.«
Frank erschauerte. »Wieso? Wieso ich?«
Konrad zuckte die Achseln. »Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich glaube nicht, dass der Pfandleiher sich seine Opfer gezielt aussucht. Er braucht uns, wissen Sie? Um jedes Halloween wiederzukehren. Er hat es mir einmal erklärt.«
»Es spricht mit Ihnen?«
»Manchmal.«
»Wie lange sind Sie schon …?«
»Seit fünfzig Jahren.«
Franks Kinnlade klappte herunter.
»Ich habe früher in dem Haus gewohnt, in dem nun Familie Heise lebt. Ein schönes Haus.« Kurz richtete er den Blick verträumt in die Richtung des Gebäudes, dann wandte er sich Frank wieder mit ernster Miene zu. »Sie müssen Ihr Schicksal akzeptieren, Frank. Sie können weitermachen wie bisher. Fast. Sie können sich mit einem Kind anfreunden. Essen, trinken und schlafen müssen Sie nicht mehr, was durchaus Vorteile hat. Alles verliert an Geschmack. Das ist etwas, das ich persönlich schade finde, denn ich liebe Kuchen, wissen Sie?«
»Sie sind ja verrückt …«
Konrad grinste und sah dabei aus wie ein Totenschädel. »Der Pfandleiher ist so wichtig für die Dämonen wie die Hoffnung für uns Menschen. Er kehrt jedes Jahr in nur einer Nacht auf die Erde zurück und stielt die Körper von ein oder zwei Personen. Mehr nicht. Er heftet sich an Seelen und gewinnt dadurch Kraft. Er überlebt durch uns, ernährt sich von unserer Angst und Verzweiflung und er erschafft Fantasiefreunde für die Kinder. Kinder müssen glauben. Denn ohne Glauben, verlieren Dämonen ihre Kraft und sie würden vernichtet. Den Erwachsenen fehlt es an Fantasie, deswegen sind wir so leichte Beute.
Der Name ›Pfandleiher‹ ist etwas irreführend.« Konrad rieb sich das Kinn. »Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, eigentlich doch nicht. So wird er im alten Volksglauben genannt. Seinen wahren Namen hat er mir nie preisgegeben.
Nun, Sie werden eine Menge Zeit haben. Recherchieren Sie ihn, wenn Sie wollen. Wissen Sie, wir sind jetzt Teil von ihm und erfüllen einen Zweck, Frank.«
Frank wich zurück. »Nein.«
»Sie werden es eines Tages begreifen. Das tun wir alle. Ich muss jetzt gehen. Denken Sie immer dran: Es wird leichter.«
Konrad wandte sich ab und lief davon.
Frank stand da und blickte ihm hinterher. Seit fünfzig Jahren, oh Mann.
Es versprach ein strahlender Tag zu werden, mit klarer Luft, wolkenlosem Himmel und Sonnenschein. Dennoch wirkte die Stadt trist und düster.
Nach einer Weile schlenderte er ziellos durch die Gegend. Es war seltsam weder Durst noch Hunger zu verspüren, auch Müdigkeit blieb aus. Mit jedem weiteren Schritt nahm die Einsamkeit in ihm zu, bis sie ihn vollständig erfüllte. Er würde Sabrina nie mehr wiedersehen. Das wusste er jetzt. Sabrina war an einem anderen Ort, einem besseren. Frank wollte daran glauben. Das machte es leichter.
Letzten Endes hatte er das bekommen, was er wollte. Er war gestorben. Doch der Tod brachte nicht die gewünschte Erlösung. Er brachte endlose Qual.
»Und was nun?«, fragte Frank den Himmel.
Statt eine Antwort zu erhalten, zupfte etwas an seiner Jacke. Frank drehte sich um und sah einen Jungen. Er war vielleicht fünf oder sechs und an den Schlieren auf seinen Wangen konnte er erkennen, dass das Kind geweint hatte.
»Hast du ein Taschentuch?«
Frank schüttelte den Kopf.
»Oh. Okay.« Mit hängenden Schultern lief der Junge an ihm vorbei.
»Was ist mit dir?«, fragte Frank.
Der Junge sah ihn an und schien eine Weile zu überlegen, ob er ihm trauen konnte. »Bin weggelaufen.«
»So?«
Der Junge nickte. »Meine Brüder waren gemein zu mir. Sie wollten meinen Kopf in die Toilette stecken, da habe ich Stefan geboxt und bin weggerannt.«
»Geschwister können ätzend sein. Aber diese Kabbelei lässt nach, wenn ihr erst älter seid.«
Er schien nicht überzeugt, nickte aber höflich und spazierte dann weiter.
Frank betrachtete ihn eine Weile. Links von ihm öffneten sich Jalousien. Irgendwo lachte ein Kind. Ein Schauder rann ihm den Rücken hinab, ihm war, als würde er beobachtet und er schluckte.
»Hey Junge!«, rief er und lief ihm hinterher.

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